Die alte Angst vor dem Ende der neuen Arbeit
Die Proklamationen vom Ende der Arbeit nehmen mit den jüngsten technologischen Fortschritten wieder zu. War es zuletzt, im Nachhall der ersten großen Computerisierungswelle, Jeremy Rifkin (The End of Work, 1995), ist es nun Daniel Susskind (A world without Work, 2020), der die Auswirkungen von Robotern und künstlicher Intelligenz (KI) auf die Arbeitswelt untersucht und mit den bekannten Befürchtungen die Verkaufszahlen seines neuen Buches pusht. Während man bislang davon ausgegangen ist, dass nur routineähnliche und vermeintlich niedrigqualifizierte Tätigkeiten von der Automatisierung betroffen sind, so seien, nach Susskind, die selbstlernenden Algorithmen der neuen Generation der KI (Stichwort: Deep Learning) uns bereits jetzt in den meisten kognitiven Fertigkeiten haushoch überlegen und werden über kurz oder lang zwangsläufig viele hochqualifizierte Jobs ersetzen.
Automatisierte Gesichtserkennung zur Personenkontrolle, radiologische Befunde, die Diagnose von Hautkrebs, usw. Die Liste der bereits realisierten Anwendungen der modernen KI wächst ständig und so auch die Angst den Job zu verlieren. Wer sich selbst ein Bild machen möchte, dem sei der ‚Job-Futuromat‘ des Deutschen Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), einer Einrichtung der Bundesanstalt für Arbeit, empfohlen. Einfach den eigenen Beruf eingeben und die Maschine (in dem Fall basierend auf herkömmlich intelligenten Algorithmen) errechnet in welchem Ausmaß Sie durch technologische Lösungen substituierbar sind.
Was beim neuen Hype um die Digitalisierung meist verschwiegen wird: Die Furcht vor der Automatisierung und dem Ende der Arbeit ist ein weit älterer Topos. Der Bildungs-Kurzfilm ‘The fear of Automation’ aus dem Jahr 1966 (zeitweise nicht verfügbar) etwa thematisiert die in den 1950er Jahren aufkommende Angst vor den Möglichkeiten von Lochkarten-Computer und Automatisierung als Arbeitskraft überflüssig zu werden. Die zwei im Film illustrierten Kerngegenargumentationen gehören dabei ebenfalls zu den wiederkehrenden Topoi der Automatisierungsdebatte. Erstens hätte die Automatisierung stets mehr, wenngleich andere, Arbeit nach sich gezogen, und zweitens gibt es im Ernstfall immer noch eine Lösung, nämlich: den Stecker ziehen!
Weitere Beispiele für die „auffälligen Persistenz der Argumentationsfiguren“ in der Debatte um die Automatisierung liefert die Historikerin Martina Hessler (2016), die ihrerseits auf den Lehrfilm ‘This is Automation’ der Firma General Electric aus dem Jahr 1955 verweist und damit die Referenz für die Angst vor der Automatisierung liefert.
Referenzen:
Hessler, Martina (2016). Zur Persistenz der Argumente im Automatisierungsprozess, in: Aus Politik und Zeitgeschichte, 66. Jahrgang, 18–19/2016, S. 17–24.
Rifkin, Jeremy (1995). The End of Work, Putnam Publishing Group.
Susskind, Daniel (2020). A world without Work, Allen Lane Publisher.
Job-Futoromat des IAB, https://job-futuromat.iab.de/
This is Automation, General Electrics, USA 1955
Fear of Computer Automation, USA 1966, 3min, (zeitweise nicht verfügbar)
Fear of Computer Automation, USA 1966, Still
Die alte Angst vor dem Ende der neuen Arbeit
Die Proklamationen vom Ende der Arbeit nehmen mit den jüngsten technologischen Fortschritten wieder zu. War es zuletzt, im Nachhall der ersten großen Computerisierungswelle, Jeremy Rifkin (The End of Work, 1995), ist es nun Daniel Susskind (A world without Work, 2020), der die Auswirkungen von Robotern und künstlicher Intelligenz (KI) auf die Arbeitswelt untersucht und mit den bekannten Befürchtungen die Verkaufszahlen seines neuen Buches pusht. Während man bislang davon ausgegangen ist, dass nur routineähnliche und vermeintlich niedrigqualifizierte Tätigkeiten von der Automatisierung betroffen sind, so seien, nach Susskind, die selbstlernenden Algorithmen der neuen Generation der KI (Stichwort: Deep Learning) uns bereits jetzt in den meisten kognitiven Fertigkeiten haushoch überlegen und werden über kurz oder lang zwangsläufig viele hochqualifizierte Jobs ersetzen.
Automatisierte Gesichtserkennung zur Personenkontrolle, radiologische Befunde, die Diagnose von Hautkrebs, usw. Die Liste der bereits realisierten Anwendungen der modernen KI wächst ständig und so auch die Angst den Job zu verlieren. Wer sich selbst ein Bild machen möchte, dem sei der ‚Job-Futuromat‘ des Deutschen Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), einer Einrichtung der Bundesanstalt für Arbeit, empfohlen. Einfach den eigenen Beruf eingeben und die Maschine (in dem Fall basierend auf herkömmlich intelligenten Algorithmen) errechnet in welchem Ausmaß Sie durch technologische Lösungen substituierbar sind.
Was beim neuen Hype um die Digitalisierung meist verschwiegen wird: Die Furcht vor der Automatisierung und dem Ende der Arbeit ist ein weit älterer Topos. Der Bildungs-Kurzfilm ‘The fear of Automation’ aus dem Jahr 1966 (zeitweise nicht verfügbar) etwa thematisiert die in den 1950er Jahren aufkommende Angst vor den Möglichkeiten von Lochkarten-Computer und Automatisierung als Arbeitskraft überflüssig zu werden. Die zwei im Film illustrierten Kerngegenargumentationen gehören dabei ebenfalls zu den wiederkehrenden Topoi der Automatisierungsdebatte. Erstens hätte die Automatisierung stets mehr, wenngleich andere, Arbeit nach sich gezogen, und zweitens gibt es im Ernstfall immer noch eine Lösung, nämlich: den Stecker ziehen!
Weitere Beispiele für die „auffälligen Persistenz der Argumentationsfiguren“ in der Debatte um die Automatisierung liefert die Historikerin Martina Hessler (2016), die ihrerseits auf den Lehrfilm ‘This is Automation’ der Firma General Electric aus dem Jahr 1955 verweist und damit die Referenz für die Angst vor der Automatisierung liefert.
Referenzen:
Hessler, Martina (2016). Zur Persistenz der Argumente im Automatisierungsprozess, in: Aus Politik und Zeitgeschichte, 66. Jahrgang, 18–19/2016, S. 17–24.
Rifkin, Jeremy (1995). The End of Work, Putnam Publishing Group.
Susskind, Daniel (2020). A world without Work, Allen Lane Publisher.
Job-Futoromat des IAB, https://job-futuromat.iab.de/
This is Automation, General Electrics, USA 1955
Fear of Computer Automation, USA 1966, 3min, (zeitweise nicht verfügbar)
Fear of Computer Automation, USA 1966, Still
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Über diesen Blog
Mit der Auswahl eines Films oder eines Bildes veranschaulicht dieser Blog buchstäblich das weite Feld der Arbeit, Beschäftigung und Bildung in einer offenen Sammlung akademischer, künstlerischer und auch anekdotischer Erkenntnisse.
Über uns
Konrad Wakolbinger dreht Dokumentarfilme über Arbeit und Leben. Jörg Markowitsch forscht zu Bildung und Arbeit. Beide leben in Wien. Informationen zu Gastautoren und ‑autorinnen finden sich bei ihren jeweiligen Beiträgen
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Interesse an mehr? Wir haben hier Empfehlungen zu einschlägigen Festivals, Filmsammlungen und Literatur zusammengestellt.
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